Biografie

1966 Geboren in St. Petersburg
1985 - 1987 Studium Musik und Gesang
1987 - 1990 Studium an der Imperial Academy of Arts, Sankt-Petersburg
2000 - 2004 Projekt „Deep Purple in Art“ ca. 100 Gemälde auf Leinwand
2004 Veröffentlichung des Buches “Deep Purple in Art”, Edition Braus, Heidelberg
2004 - 2008 Projekt "Rolling Stones in Art" ca. 100 Gemälde auf Leinwand
2008 Veröffentlichung des Buches "Rolling Stones in Art", Edition Braus, Heidelberg
2008 - 2015 Projekt „ac/dc in Art“ ca. 100 Gemälde auf Leinwand
seit 2017 Arbeit am Projekt "They are Looking at Us"; bisher sind ca. 4500 Porträtzeichnungen von Holocaust Opfern
Mitglied der VG Bild Kunst
Lebt und arbeitet in Berlin, Tel Aviv, St. Petersburg

Preise / Stipendien

1997 - 1999 Stipendium der Karl-Hofer-Gesellschaft, Berlin

Einzelausstellungen

2020 „They are Looking at Us“, Hengesbach Gallery, Wuppertal (D)
2008 Galerie Sandmann, Berlin (D)
2007 Galerie U7, Frankfurt/M (D)
2004 Kunst-Stiftung Starke, Löwenpalais, Berlin (D)
2003 Galerie Bernauer, Frankfurt/M (D);
Central Exhibition Hall “Manege”, St. Petersburg (RU)
2002 Galerie Heitsch, München (D);
Galerie Nieppel bei Morawitz, Düsseldorf (D);
Galerie Mainz, Berlin (D);
Galerie Dürr, München (D)
2001 Central Exhibition Hall “Manege”, St. Petersburg (RU);
Galerie “Weber”, Wiesbaden (D)
2000 Galerie Wild, Frankfurt/M (D);
Galerie Haasner, Wiesbaden (D);
Galerie Mainz, Berlin
1999 Galerie Hesselbach, Berlin (D);
State Museum of Urban Sculpture, St. Petersburg (RU);
„Art Frankfurt“ Galerie Wild (D)
1998 Galerie Arcus, Berlin (D)
1997 Galerie Wild, Frankfurt/M (D);
Galerie Mainz, Berlin (D)
1996 Gallery Borey, St. Petersburg (RU);
Galerie Haasner, Wiesbaden (D)
1995 Art Frankfurt Galerie Wild (D);
Palace Belozersky-Beloselsky, St.Petersburg (RU)
1994 Galerie Wild, Frankfurt/M (D);
IKB Industrial Bank, Berlin (D)
1992 Gallery Forum, St.Petersburg (RU);
Marble Palace, St. Petersburg (RU);
Gallery Baltic, St. Petersburg (RU)

Gruppenausstelungen

2020 The State Russian Museum, Marble Palace, St. Petersburg (RU)
2016 Museum of Contemporary Art, Perm (RU)
2015 The State Russian Museum, Marble Palace, St. Petersburg (RU)
2009 Kunst-Stiftung Starke, Löwenpalais, Berlin (D)
2000 Central Exhibition Hall “Manege”, St. Petersburg (RU)
1999 The State Russian Museum, Michailov Palace, St. Petersburg (RU)
1997 Galerie Giessler und Nothelfer, Berlin (D)
1994 “New Art”, Estland (EST)
1993 Central Exhibition Hall “Manege” St. Petersburg (RU)
1990 “Diagilev Seasons”, St. Petersburg (RU)

ÜBER MICH

Ich bin in einer Künstlerfamilie aufgewachsen. Meine Mutter die Malerin Galiy Vainman, mein Großvater der Bildhauer Moisey Vainman. Ich bin in einer Atmosphäre der Kreativität großgeworden, umgeben von Kunst. Dieser Einfluss war unterschwellig und zugleich direkt, wie sich die Wirkung eines gelesenen Buches, einer Theateraufführung oder von Musik in einzelnen Erlebnissen bemerkbar macht. Eine gesteigerte emotionale Wahrnehmung von allem, was einen umgibt, war das Ergebnis. Voller Begeistigung nahm ich alles auf, den Geruch des Windes und das Rascheln von Blättern, die physische Präzens der Häuser, Straßen und des blauen Himmels.

Mein Großvater Moisey Vainman war besessen von Schöpfung von Kunst. Normalerweise arbeitete er den ganzen Tag in seiner Skulpturenwerkstatt und am Abend, wenn er nach Hause kam, machte er noch Zeichnungen von einem Gesicht oder dem Körper eines Models. Als er Ende der 1960er Jahre starke Herzschmerzen hatte und der Arzt sagte, er dürfe nicht in diesem Stile weiterarbeiten, antwortete er: "Wenn ich nicht arbeiten kann, brauche ich nicht zu leben." Und er arbeitete weiter, bis er an einem Herzinfarkt starb.

Meine Mutter lebte von früher Kindheit an mit ihren Eltern in einem der Ateliers der Akademie der Künste. Es war direkt nach dem Krieg, ihr Haus war während des Krieges niedergebrannt. Morgens wachte sie zwischen Gipsköpfen auf, den Abdrücken antiker Skulpturen. Sie erzählte mir, dass dies als Kind einen sehr starken Eindruck auf sie gemacht hatte. Um ihren Eltern zu gefallen beschloss sie eines Tages, diese Gipsköpfe zu waschen, sie schienen ihr schmutzig zu sein. Aber nach dem Waschen wurden die Gipsköpfe noch schwärzer, denn es handelte sich um Abgüsse.

Es war ein bescheidenes Leben und ganz der Kunst untergeordnet. Zum Eiscafe zu gehen, bedeutete eine besondere Feier. Aber die Schöpfung der Kunst war die eigentliche Freude! Meine Mutter merkte dazu später an, wie könne eine Person, die eine solche Kindheit hat, das Leben wahrnehmen? Alles in der Wahrnehmung sei 'nackt'. Alles werde wie ein Schwamm aufgenommen. Es wäre nicht leicht, mit einer solchen Sensibilisiertheit durchs Leben zu gehen, aber für die Kunst sei es notwendig.

Meine Familie sah das Leben 'anders' an und diese andere Vision vom Leben wurde irgendwie an mich weitergegeben. Für mich als Kind sah es wie ein Fabelwelt aus, die nicht viel mit dem wirklichen Leben zu tun hat, weil alles in den Bann der Vorstellungskraft rücken konnte. Diese „andere Realität“ war mächtig: Als ob sich hinter allem ein Vorhang befindet, der die Öffnung zu etwas Wunderbarem, Außergewöhnlichen sein konnte. Dieses Außergewöhnliche nahm aber keine feste Form an. Es war etwas latent Unsichtbares, von dessen Geheimnis man angezogen, das aber auch unzugänglich war, obwohl es nahe schien. Ich denke, dass diese Empfindung des Außergewöhnlichen, Verlockenden, Entzückenden, nicht Materialisiertem mir schon in jungen Jahren die Möglichkeit gab, Glück von Immateriellem zu spüren.

Heute weiß ich, dass es schwer zu erschaffen ist, dass es auf dem Weg dahin viele Schwierigkeiten gibt, meine kindliche Vorstellungskraft hatte es nur einseitig wahrgenommen. Dies Wunder der Kreativität hat mich von Kindheit an hypnotisiert. Erstaunlich ist, das Kinder es fühlen können, ohne es zu verstehen. Und es scheint mir, dass diese Fähigkeit - etwas jenseits von Verständnis rein zu fühlen - wichtig ist, wenn wir als Erwachsene der Kunst gegenüberstehen. Man kann dies aber auch wie Janusz Korczak im Titel seines Buch so ausdrücken: "Wenn ich wieder klein werde." Man muss in der Kunst zu dieser Reinheit des Fühlens zurückfinden. Als junge Erwachsene war ich noch nicht weit genug für diese Einsicht, aber das unterschwellige Gefühl aus der Kindheit hat mich doch mein ganzes Leben getragen.

Ich denke, dass die Erfahrung dieses 'Wunder' eines Schöpfungsaktes, welches ich aus der Nähe erlebt habe, mich als Künstler angetrieben und den Grundstein für mein zukünftiges Leben gelegt hat. Dieses 'Wunder' hat aber auch die Angewohnheit erzeugt, dass ich es ständig atmen muss wie die Luft, und wenn es sich nicht einstellt, dann scheint mir alles Leben leer zu sein.

Ich erinnere mich an schwarze Baumstämme vor einem gelben Haus auf einem Bild meiner Mutter. Ich war damals noch klein, aber diese 'Schrillheit' hat so einen starken Eindruck auf mich gemacht, dass ich in meiner Arbeit immer unbewusst nach einer solchen Form strebe. Das, was ich schrill genannt habe, empfand ich als eine Traurigkeit, als einen seelischen Schrei oder eine seelische Belastung, und gleichzeitig schuf diese Farbe hinter dem Berg von Schwarz ein Gefühl von ungestümem Licht. Diese Kontrast war ungeheuer kurz und klar formuliert. Die Schrillheit und Gefühlsfülle verursachte ein Zittern und zugleich ein Gefühl der Befriedigung über das Beben der Empfindungen. Ich fühle Kunst bis heute so, und das macht für mich die Gegenwart von Kunst aus. Sie ist unangenehm, sogar überwältigend und gleichzeitig hebt sie dich, hebt dich zum Licht, das ins Leben stürzt.

Ich habe seit meiner frühen Kindheit gemalt, es war die Freude an der Farbe, z. B. das helle Grün, mit dem ich Trauben gemalt habe. Die Farbe schien mir frisch und davon ging viel Freude aus. Meine Mutter brachte mir riesige Blätter von Papier und ich füllte sie mit dem, was ich mir ausgedacht hatte. Auf diesen riesigen Blättern fand ein besonderes Leben statt. Ich schuf mir unbewusst eine imaginäre Realität, die ich brauchte. Damals ging ich nicht regelmäßig zur Schule, da ich oft krank war, und während dieser Zeit malte ich. Meine Mutter lies es zu, so ungebunden zu leben und das Leben zu fühlen. Die Kunst war für mich eine Realitätsflucht, und die Erschaffung einer eigenen Realität, in die sie uns hineinträgt. Wichtig war, eine Lebendigkeit zu finden, die Erzeugung von Rhythmen, von Ausdruck und damit verbunden von Wahrhaftigkeit, welche ein Gefühl des Glücks und der Fülle bescherte, was mich mit Zufriedenheit erfüllte.

Daher war mir Musik immer wichtig. Mein Großvater liebte besonders Prokofiev und Schostakowitsch, die Zeitgenossen für ihn waren. Ich habe diese seine Vorliebe übernommen. Aber trotzdem gab mir Musik als Mittel zur Selbstdarstellung nicht die notwendige Freiheit. Beim Malen habe ich diese Freiheit für mich gefunden.

Meine Mutter hat mich nie zum Malen angetrieben oder mir etwas beigebracht, sie hat mir die Materialien, Papier und Farben zur Verfügung gestellt, und es war wie ein endloses Feld, auf dem ich eingeladen wurde, frei zu gehen und zu tun, was ich will. Sie glaubte, dass Unmittelbarkeit und Naturgemäßheit im Leben wie in Kunst wichtig sind. Sie hat mir die Freiheit gegeben hat, mein Fühlen zu entwickeln, und damit hat sie mir unbewusst beigebracht, dieses Fühlen immer wieder auf andere Weise zum Ausdruck zu bringen.

«Ich bin für Natürlichkeit.
Kreativität in Kunst ist eine energetische Rückkehr.
Ich liebe die Sonne, Wärme und Willen.
Der Zweck der Kreativität ist für mich die Übertragung einer Wärmeladung.
Ich liebe die Abhärtung, in kaltem Wasser zu schwimmen, liebe tiefe Augustnächte mit großen Sternen und liebe schöne Volksspielzeuge, Holzspielzeug und den Weihnachtsbaum.
Ich liebe die kindliche Naivität im Menschen und mag keinen Pragmatismus.
Blätter, kleine Straßen, hellblauer Himmel, Häuser von der Frühlingssonne beleuchtet.
Und noch liebe ich lächelnde Menschen. Lächeln.»
Galiy Vainman

Wörter und Farben und Linien und Töne können frei angeordnet werden. Dies ist wahrscheinlich das Wichtigste. Zugleich kommen Intention und Ideen durch Gefühle, die die Zeit und das Leben uns antragen, hinein. Ideen, so scheint es mir, entstehen auf natürliche Weise, genau wie ein Baum wächst. Kunst ist Teil der Natur. Und ihre Wurzeln reichen tief in das Land des Lebens. Kunst ist eine der wenigen Möglichkeiten, ein Gefühl auszudrücken, ohne etwas zu erklären. Es ist eine Möglichkeit, ein starkes Gefühl in Anderen hervorzurufen. Es ist nur zwischen den Wörtern, nicht in den Wörtern, und existiert nur, wenn es geschaffen wird, ohne zu schonen, aufrichtig, ohne Lügen.

Olga Stozhar

© by Olga Stozhar